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Negativspirale

Eine Negativspirale entsteht

Legasthenie und Dyskalkulie beeinflussen nachhaltig die schulische, psychische und soziale Entwicklung vieler Kinder. Während der Schulzeit treten häufig begleitende Störungen auf. Das Lern- und Leistungsverhalten ist oftmals auffällig.

EIN BEISPIEL:
Ein Kind kommt in die Schule und möchte lernen. Nach der Kindergartenzeit freut es sich endlich „groß“ zu sein und in die Schule zu kommen. Die Eltern sind stolz auf ihr Schulkind, manchmal aber auch etwas verunsichert. Damit verknüpft steht auch die Hoffnung, dass das Kind gute Ergebnisse erzielt. Anfangs ist alles neu und spannend.

Doch schon bald treten Schwierigkeiten beim Lesen und/oder Schreiben auf. Ähnlich klingende Laute werden verwechselt, Buchstaben werden ausgelassen, hinzugefügt oder die Reihenfolge wird vertauscht. Das Schreiben ist sehr anstrengend für das Kind. Das Lese- und/oder Schreibtempo ist langsam und vieles rund um die Schule ist mühsam. Beim Rechnen zeigt sich kein grundsätzliches Verständnis mathematischer Logik. Das Benennen und Schreiben von Zahlen gelingt lange Zeit nicht und das zugrundeliegende Konzept bestimmter Rechenoperationen wird nicht verstanden. Dies sind nur einige Beispiele für Schwierigkeiten, die auftreten können. Aber egal wie sehr sich das Kind auch anstrengt, egal wie intensiv die Eltern mit ihm lernen, wirklich gute Leistungen lassen sich nicht erzielen. Die Hausaufgaben kosten enorm viel Kraft und Energie, nehmen viel Raum ein und führen zu den ersten familiären Konflikten. Es finden Eltern-Lehrergespräche aufgrund von möglichen Leistungsproblemen statt. Das Kind ist verunsichert und spürt, dass die Eltern nicht zufrieden sind. Die gesamte Familie ist von dieser Situation belastet.

Von Mitschülern wird das Kind nun auch noch gehänselt. Einige machen sich lustig über die schlechten Lese-, Rechtschreib- und/oder Rechenleistungen. Aus Überforderung oder weil das Kind mit der Situation nicht zurechtkommt, verhält es sich auffällig. Unter Umständen zeigen sich Symptome von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Manche Schüler entwickeln Prüfungsängste. Unter Stress passieren noch mehr Fehler. Die Eltern-Kind-Beziehung leidet. Beim Hausaufgabenmachen und beim Lernen treten schnell Ermüdungserscheinungen auf. Das Kind gähnt häufig, beim Arbeiten stützt es den Kopf auf, wird blass und kann vielleicht das Wissen nicht mehr abrufen.

Bei Dyskalkulie vermehren sich zudem die Wissenslücken, da der Unterrichtsstoff aufeinander aufbaut. Das Kind kann somit vom Mathematikunterricht kaum mehr profitieren. Es ist frustriert und enttäuscht und Misserfolgserwartungen stellen sich ein. Bei Legasthenie entsteht häufig eine Unlust zu schreiben. Oftmals ist auch die Schrift sehr unleserlich und es zeigen sich graphomotorische Schwierigkeiten. Alles was mit Schreiben oder Lesen zu tun hat, ist für das Kind sehr anstrengend und damit mit negativen Gefühlen besetzt und wird künftig vermieden. Die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben ziehen auch oftmals Misserfolge in anderen Schulfächern nach sich. Die Eltern fühlen sich hilflos. Das Kind ist traurig. Die Enttäuschung auf beiden Seiten wächst und ein Teufelskreis kann entstehen.

Wenn es spätestens an dieser Stelle nicht gelingt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, passiert es häufig, dass eine Schulunlust entsteht oder das Kind ein geringes Selbstwertgefühl entwickelt und vermehrt mit körperlichen Symptomen (wie Bauchweh oder Kopfschmerzen), Schulangst oder gar mit aggressivem Verhalten reagiert.

Manche Kinder entwickeln dysfunktionale Gedanken und fühlen sich regelrecht „dumm“. Verzweiflung, Wut und Ohnmachtsgefühle können entstehen. Anstrengungsvermeidung oder offene Verweigerung treten ein.

Einige Kinder zeigen internalisierende Verhaltensprobleme (z. B. Angststörungen, Depressionen). Letzendlich kann die gesamte Schullaufbahn und die emotionale sowie soziale Entwiklung des Kindes deutlich beeinträchtigt werden.